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1303. Juni 26. Bei Stinavia (Poln.-Steine bei Ohlau).

sexto kal. Jul.

Heinrich, Herr von Steine, Archidiakon von Liegnitz und Kanonikus von Breslau, verfügt in seiner Krankheit letztwillig, dass zu seinem und seiner Vorgänger Seelenheile in der Johanneskirche bei Breslau, zu Ehren der H. Georg und Margareta, auf seine Kosten ein Altar errichtet werde, zu dessen Dienste er das halbe Dorf Psar oder Hundar (Hühnern bei Ohlau), enthaltend auf dem Wege von Heidau nach Hühnern rechts gegen die Stadt Ohlau hin 11 Zinshufen und einige Gärten, die er aus der väterlichen Erbschaft erhalten, mit allem Zins, Zahlung, Diensten sowohl des Schulzen als Anderer, mit der vollen Herrschaft (pleno dominio) und den gerichtlichen Strafgeldern, indem er zugleich die zeitigen Inhaber dieser Hufen an den Altar weist; von diesen hat Wigandus Ludovici 1 1/2 Hufen, Dietrich von Grunink (Grüningen) 2, Heinrich Thylonis eine, Heymann von Achenberg (Achenberganus), eine, der Schulze Rudger eine, die Wittwe Dietrichs von Malnyewiz eine Lukardis Wittwe des Heymann eine, Goblo Sohn des Leo und Arnold je eine halbe Hufe. Drei Hufen aber, welche sein Diener Paul von ihm hat, und welche zu dem halben Dorfe und den 11 1/2 Hufen gehören, sollen ausgenommen und frei sein. Doch soll dieser Paul für diese 3 Hufen und die 11 1/2 Hufen den Herrn des andern halben Dorftheils dienen, entsprechend dem Inhalt seines Privilegs. Die Herren der andern Dorfhälfte sollen zum Entgelt für die ihnen vermachten Güter die herzoglichen Dienste für die dem Altar vermachte Hälfte mit leisten. Für den Altar präsentirt er dem Bischöfe Heinrich seinen Schreiber und Tischgenossen, den Kleriker Peter. Er wünscht vor dem Altar bestattet zu werden. Ferner vermacht er seinem Kaplane in Alt-Steine eine freie Hufe nahebei der früheren Kirchenhufe daselbst, desgleichen seiner Nichte Frau Sophia, Gemahlin des Pacossius mit deren zukünftigen Kindern, damit ihr Gemahl jene Altarstiftung nicht anfechte, sondern im Gegentheile vertheidige, das halbe Dorf Alt-Steine, sein Erbtheil sammt dem von dem Erblasser bewohnten Hause, so dass dieser Besitz sein werde vor jeder etwa nöthig werdenden Theilung mit der Schwester oder sonst. Ausserdem vermacht er sein Dorf Heyda (Heidau bei Ohlau) ganz und das halbe Dorf Steine, mit Ausnahme der drei Hufen seiner Diener Jakobs des Kurzen, des Claviger Hermann und Nikolaus des Langen, welche frei von allen Lasten und Diensten sein sollen, seinen beiden Nichten, der gedachten Frau Sophia und der Frau Bethca, Gemahlin des Herrn Mladata des Böhmen, unter der Verpflichtung der Ausrüstung eines ehrenvollen Begräbnisses, der Uebernahme aller etwa sich vorfindenden Schulden, der Leistung der herzoglichen Dienste für die dem Altar vermachte Hälfte und der Auszahlung folgender Legate: an seinen Schreiber Peter 6 M., an Myleyus 3 M., dem Claviger Hermann 4 M., dem Jasco Pyrgo 4 M., Jakob dem Kurzen (brevi) 4 M., dem Koche Peter 2 M., dem Mylazo 2 M., Nikolaus dem Langen 2 M., Woythko 1 M., Radko 1 M., Waldan dem Kämmerer 1 M. und ein gutes Messbuch für die Nikolaikirche in Steine. Wer diesen Verfügungen entgegentritt, soll seines Erbtheiles verlustig gehen. Bezüglich der kirchlichen Einkünfte aus dem Gnadenjahre bestimmt er, dass zuvörderst davon ein Ornat für den erwähnten Altar gekauft werde. Ferner vermacht er 10 M. den Domvikären vor Breslau, 6 M. den Predigerbrüdern daselbst, 6 M. den Minoriten, und für folgende Breslauer Kirchen: 1 Vierdung der Egidienkirche, 1/2 M. der Kreuzkirche, 1 Vierdung der Peterskirche, der Marienkirche 1 M., der Vinceuzkirche 1/2 M., je einen Vierdung der Michaeliskirche, der Allerheiligenkirche, der Heiligengeistkirche (und den Kranken daselhst gleichfalls einen Vierdung), den Schwestern bei S. Clara und den Dominikanerinnen je einen Vierdung, der Maria Magdalenenkirche 8 Skot, der Elisabethkirche 1 Vierdung, der Matthiaskirche 1 Vierdung und den Kranken daselbst 1 Vierdung, der Nikolaikirche 1 Vierdung, der Kirche zur egypt. Marie (jetzt Christophorikirche) 1/2 Vierdung, der Mauritiuskirche 1/2 Vierdung und den Aussätzigen daselbst (Lazaruskirche) 1 Vierdung, den Kirchen ad S. Catherinam (Kattern) vor der Stadt Breslau 1/2 Vierdung, Sobcytz (Zottwitz) 1/2 Vierdung, Nemyl (Niehmen) 1 M., Henrici villa (Hennersdorf) 1/2 Vierdung, Wrowinhayn (Frauenhain) 1/2 Vierdung, Heidau 1/2 M., Lydnow (Linden) 1 Vierdung, Ohlau ad opus ecclesie 1 1/2 M., und dem Pfarrer mit den Vikaren daselbst 1 M., ad S. Swarhardum 1 Vierdung. (Es ist dies die erste bekannt gewordene urkundl. Erwähnung der Hospitalkirche oder Kapelle zu St. Seohard od. Sighard vor Ohlau, welche von den Hussiten zerstört wurde, deren Altar aber 1468 nach der Ohlauer Pfarrkirche übertragen ward; vgl. Knoblich, Herzogin Anna S. 100 Anm. 7 und schles. Regesten I. S. 6), ferner der Kirche des heil. Grabes in Liegnitz (5 M. zur Deckung und Ausbesserung, 4 M. zum Ankauf eines Kelches und einer Kasel, dem Pfarrer Syfrid daselbst 1 M. und 2 M. den Brüdern vom Predigerorden Wenzel und Johannes. Von dem Reste seiner kirchlichen Güter soll ein Zins von 3 oder 2 M. gekauft werden zu Lichtern für den gestifteten Altar. Sein Viaticum vermacht er der Nikolaikirchc in Polnisch-Steine. Zu Testamentsvollstreckern setzt er quantum ad res patrimoniales seinen gener Pacoslaus (wie oben erwähnt, den Gemahl seiner neptis), quantum ad res ecclesie und zur Errichtung des Altares den Breslauer Kantor Veit und den Breslauer Kanzler Frydmann, Beide solidarisch verbunden.

Z.: der Ritter Rawor und Stephan dessen Neffe (nepos), Mag. Günther Pfarrer v. Hochkirch, Thylmann des Ausstellers Vicearchidiak. v. Liegnitz, die Brüder vom Predigerorden Wenzel und Johann, die Diener des Testators Myleyus, Mylatzo, Jakob, Owezka; Pasco Diener des Herrn Pacossius.


Laut Text besiegelt mit 2 S., dem Patrimonial- und dem Archidiakonatssiegel des Testators. Liber tornalis, ein hauptsächl. Altarstiftungen enthaltendes Kopialbuch der Bresl. Stadtbibl. aus dem Anfang des XVII. Jahrh. p. 14.


Codex Diplomaticus Silesiae, Bd. 16, 1892; Regesten zur schlesischen Geschichte, 1301 - 1315. Herausgegeben von C. Grünhagen und C. Wutke.